III. Einzelne Aspekte der Syntax
III.1. Zum Gebrauch der Tempora und Modi

a) Das Tempussystem:
Das "Tempussystem" des Fergiartischen ist durch zwei Prinzipien charakterisiert:
Aspekt und Tempus. Dabei ist das Tempus sogar das sekundäre, d.h. später eingeführte Prinzip.
Ursprünglich ist die Unterscheidung Präsens - Aorist - Perfekt (Aktionsart). Dabei bezeichnet das Präsens die Handlung in ihrem Ablauf, womit eine besondere Plastizität des Ausdrucks erreicht wird (z..B.: moret: er stirbt, wobei der Todeskampf ausgedrückt wird). Der Aorist bezeichnet dagegen den punktuellen Aspekt der Handlung oder auch die Handlung als objektives Faktum bzw. historisches Ereignis; marèt (er stirbt [gerade]) betont somit z.B. das Eintreten des Todes, oder das Sterben des Subjekts als solches. Das Perfekt schließlich bezeichnet das Ergebnis einer Handlung, mitunter auch die Abgeschlossenheit derselben; so kann man memare sowohl mit 'er ist gestorben' als auch mit 'er ist tot' übersetzen.
Aus diesen Gegenwartsformen können nun mithilfe des Augments und der sekundären Endungen Vergangenheitsformen gebildet werden. Der Unterschied zwischen den drei Aspekten bleibt dabei prinzipiell erhalten; also: emòret (er starb, lag im Sterben), emrèt (er starb [gerade]), emèmart (er war gestorben). Im Zusammenhang mit anderen Nebensätzen kann durch die Vergangenheitsform allerdings auch eine Vorzeitigkeit ausgedrückt werden, wobei die Wahl des Aspekts feinere Unterschiede codiert. Vergleiche: nî egimme, hite emèmart vs. nî egimme, hite emrèt vs. nî egimme, hite emòret (wir wußten nicht, daß er gestorben war/starb/im Sterben lag). Häufig werden solche Nebensätze temporalen Charakters auch durch Partizipialkonstruktionen bezeichnet.
Das letzte "Tempus", das Futur, entstand aus der desiderativen Aktionsart. Somit kann es sowohl einen zukünftigen Charakter haben, als auch eine Absichtserklärung bezeichnen; so kann man mossu sowohl mit "ich werde sterben", als auch mit "ich will sterben" übersetzen. Das Futur II muß (nach II.6.8.) durch die synthetische Form eyeni (Fut. I) + Part. Perfekt (Vollverb) gebildet werden; z.B.: esti mèmarvus (er wird gestorben sein).

b) Das Modalsystem
Allgemein unterscheiden die Modi Konjunktiv und Optativ in funktionaler Hinsicht den eigenständigen und den Gebrauch in abhängigen Nebensätzen, während der Imperativ nur den eigenständigen Gebrauch kennt.


i) Der Gebrauch des Konjunktiv:
Grundsätzlich beschreibt der Konjunktiv eine Handlung in Bezug auf ihre Verwirklichung hin. Dabei sind zwei Gruppen zu unterscheiden: Der
prospektive Konjunktiv besagt, daß das Eintreten der beschriebenen Handlung vom Sprecher erwartet bzw. für möglich gehalten wird. So kann man z.B. gaiyet mit 'er wird wohl kommen' übersetzen. Daher wird der prospektive Konjunktiv auch zumeist mit an (wohl, etwa) eingeleitet (im obigen Beispiel also an gaiyet). Der zweite Fall, der voluntative Konjunktiv, bezeichnet zumeist eine beabsichtigte Handlung (z.B.: gâssan: ich will kommen). In dieser Funktion kann allerdings auch das Futur stehen, wobei sich hier mitunter eine in die fernere Zukunft weisende Bedeutung ergeben kann. Der voluntative Konjunktiv kann auch an eine Mehrzahl gerichtet sein: Adhortativ (Auforderung an die 4. Person; z.B.: gâssam: gehen wir!) und Jussiv (Aufforderung an die 3. und 6. Person: kîske manît (ad) ihve: jeder denke an sich selbst!). Damit einher geht auch die höfliche Umschreibung eines Befehls; z.B.: gâssant: geht (bitte). Selbstverständlich können beide Arten des eigenständigen (wie auch des abhängigen) Konjunktiv verneint werden; dies geschieht mit der Verbnegation .


Der
abhängige Konjunktiv wird in Nebensätzen verwendet, und zwar wiederum mit prospektivem und voluntativem Sinn. Der voluntative Konjunktiv kann in diesem Fall nicht durch das Futur ersetzt werden. Abhängig vom Zeitverhältnis steht Konjunktiv Präsens, Aorist oder Perfekt. Dagegen steht der eigenständige voluntative Konjunktiv fast ausschließlich im Konjunktiv Aorist. Der prospektive Konjunktiv bezeichnet im Nebensatz eine zumeist für die Gegenwart oder die Zukunft erwartete Handlung in abhängigen Fragesätzen, in Relativ-, Temporal-, Konditional- (wenn vom Sprecher als wahrscheinlich erachtet) und in Finalsätzen (nach Verben des Fürchtens). Der voluntative Konjunktiv steht in Finalsätzen (sofern die Person des Nebensatzes nicht die des Hauptsatzes ist), in abhängigen Geboten und Verboten.


ii) Der Gebrauch des Optativ:
Der Optativ bezeichnet ursprünglich einen Wunsch, später wurde er auch zur Bezeichnung einer Möglichkeit (Potentialis) verwendet.
Der eigentliche Optativ (oder:
Kupitiv) bezeichnet in allen Personen einen Wunsch des Sprechers, in Verbindung mit hise (so) kann er auch einen Fluch bezeichnen. Er kann selbstverständlich auch einen negativen Wunsch ausdrücken; vgl.: gaiyut (käme er doch!), nî gaiyut (hoffentlich kommt er nicht!). Der positive Wunsch wird, wenn seine Erfüllung bezweifelt wird, mit i eingeleitet, also z.B.: i gaiyut: wenn er doch käme! (Aber er wird wohl nicht/kann nicht kommen).


Der
potentiale Optativ drückt die Möglichkeit einer Verwirklichung der durch das Verb bezeichneten Handlung aus, im Gegensatz zum prospektiven Konjunktiv jedoch zumeist ohne Indikation der Sprechermeinung.
In Frage für den
abhängigen Optativ kommen vor allem Relativ-, Final- und Konditionalsätze. Sollen im Konditionalsatz Bedingung und Folgerung als möglich hingestellt werden, so steht freilich beidesmal Optativ; z.B.: san gâssye, iyen: wenn du kämest, würde ich wohl gehen.


iii) Imperativ:
Der Imperativ (der 2. und 5. Person) wird nur in Hauptsätzen verwendet. Er kennt keine Aspekt- oder Tempusunterschiede, selbst bei Vergangenheitsformen zu wörtlicher Rede; z.B.: evêt: "isi!" (Er sagte: "Geh!").
Der verneinte Imperativ, oder Prohibitiv, wird mit (bzw. n- vor vokalisch anlautenden Verben) gebildet; z.B.: nî gaite (Kommt nicht!), nisi (Geh nicht!).
Zum Befehl an andere Personen (Adhortativ, Jussiv), siehe den voluntativen Konjunktiv.

iv) Modal gebrauchte Indikative:
Einige Vergangenheitsformen des Indikativs können zur Bezeichnung der Irrealität oder Potentialität dienen.
Zum einen können der Imperfekt und der Aorist II einen unerfüllbaren Wunsch ausdrücken, gewöhnlich unter Beifügung einer Modalpartikel. Beispiel: i ebrèt sarêtu (o wenn er doch Truppen gebracht hätte!), mî emrèt (wäre er nicht gestorben!). Desweiteren können diese Tempora die Potentialität einer vergangenen Handlung ausdrücken; z.B.: an ebrèt sarêtu: er wird wohl Truppen gebracht haben. Der Imperfekt ist in beiden Fällen eher selten; z.B.: i nemòret (in etwa: 'Hätte er doch nicht einen solchen schweren Tod gehabt', oder: 'Wäre er doch nicht im Sterben gelegen').


III.2. Zum Genus Verbi
Während das
Aktiv des Verbs eine Handlung des Subjekts an einem Objekt beschreibt, drückt das Medium (besser: Mediopassiv) eine Handlung aus, die sich im (oder für das) Subjekt vollzieht bzw. die von außen auf das Subjekt einwirkt. Im ersteren Fall kann man auch vom reflexiven Gebrauch sprechen. So kann z.B.: îsstu heißen 'er setzt sich in Bewegung', 'er setzt für sich in Bewegung', als auch 'er wird in Bewegung gesetzt'. Bei rein reflexivem Gebrauch steht meist der Akusativ des Reflexivpronomens, also hvî îsstu.
Je nach Natur des Verbs können jedoch auch Einschränkungen der aktiven oder medialen Verwendung auftreten:


i) Rein aktivische Verben:
Vor allem intransitive Verben wie gendîmeni (haben), tasîmeni (schweigen), letîmeni (verborgen sein), sêni (stehen) etc. haben normalerweise kein Medium. Weiter gehören hierher einige Verben der Bewegung, des Ausscheidens, der Triebhandlung und andere. Beispiele: ini (gehen), gaiyenni (kommen), mênenni (grübeln), blûkenni (blühen), lêkkenni (losgehen), gini (leben).
Bei manchen Verben, die ursprünglich reine Aktiva waren, ist ein Medium nachgebildet worden, wobei sich mitunter Bedeutungsunterschiede ergeben. Beispiele: egìtu opi hvî (er lebte [allein] für sich), mênsu (er erinnert sich) zu meneni (denken), hvêmme (ich schlafe mich aus) zu hvèpenni (schlafen).


ii) Rein mediale Verben:
Rein mediale Veren sind relativ selten, allerdings gibt es einige Verben mit nachgebildeten Aktivformen und Bedeutungsverschiebung. Zum ersten Typ gehören affektive Verben wie ininu (in sich gehen, sich besinnen), môranu (schmerzen), geyanu (aufwachen), yusanu (sich aufregen), hankanu (befolgen), und vereinzelte andere Verben wie hêrnu (sich bewegen; im Gegensatz zu gègnenni, bewegen), hênnu (ermangeln) oder soyanu (wüten).
Bei Verben, die sich erst sekundär aktive Formen zugelegt haben, findet wie bei den Aktiva eine Bedeutungsverschiebung statt; passivische Verwendung ist hier zumeist ausgeschlossen. Beispiele: laishanu (sich freuen) - laishenni (erfreuen), koinu (sich bedecken) - koini (zudecken), goinu (sich ekeln) - goini (verekeln), mehyanu (tauchen) - mèhyenni (jmd. untertauchen), usanu (sich gewöhnen) - ùsenni (liebgewinnen), anzobanu (sich beherrschen) - anzòbenni (beruhigen).


iii) Rein reflexive Verben:
Eine dritte Klasse von Verben hat eine rein aktivische Bildungsweise, aber reflexive Bedeutung!. Beispiele: noivenni (sich hingeben [an]), antîni (sich trennen, auseinandergehen), essàni (sich beteiligen), arkenni (sich verschließen), gàstenni (sich heften), sîneni (sich beschäftigen mit), etc.
Diese Verben benutzen im Satz keine Reflexivpronomen; z.B.: essînt settevan: sie beteiligen sich an der Arbeit.
Anm. essînt: Verbform mit Augment + vokalischem Anlaut und Pluralreduzierung des Vokals, wobei ess- Vorsilbe ist.

III.3. Infinite Verbformen
III.3.1. Gebrauch des Infinitivs

Der fergiartische Infinitiv geht auf den Lokativ von Verbalnomen auf -men- und -en- zurück. Der Infinitiv wird daher nicht dekliniert, kann aber auch in anderer Kasusfunktion als dem Lokativ auftreten (oft nach Präpositionen). Vom Infinitiv können auch andere Kasus abhängen (a.c.i., n.c.i.).
i) Infinitiv in Kasusfunktion:
Neben dem Nominativ kann der Infinitiv in Verbindung mit Präpositionen in Form eines indirekten Objekts oder einer adverbialen Bestimmung, sowie als direktes Objekt im Akkusativ gebraucht werden.
Beispiele: ad ini (beim Gehen; lokativisch), pru êreni (vor dem Pflügen; dativisch), inter sêni (während des Stehens; genitivisch), gên hèngenni (ich liebe es zu singen; akkusativisch), èrrenni gòmmbente esi (Irren ist menschlich; nominativisch).
Wichtig ist hier auch der Infinitiv als
final-konsekutive Verbergänzung vor allem nach Verben der Bewegung. Beispiele: êt blêtenni (er ging zu opfern), êt eyan sàlenni (er ging um ihn zu holen), ellikkèt eyan pàllyenni (er fing an, ihn zu begreifen) - ellikkèt hier mit Haplologie der Reduplikationssilbe -, ki esi sûsenni? (Was ist zu tun?).


ii) Infinitivkonstruktionen:
Das Fergiartische kennt Konstruktionen, in denen ein nominales Objekt von einem Infinitiv abhängt. Diese Infinitivkonstruktionen haben den Rang eines Nebensatzes. Die Konstruktion selbst ist dabei zumeist von einem Verb des Sagens, Wahrnehmens und Fühlens abhängig; desweiteren kommen auch affektive Verben, Verben des Wünschens und unpersönliche Verben vor.
Je nachdem, ob die Verben des Hauptsatzes aktiv oder mediopassivisch gebraucht werden, steht das vom Infinitiv abhängige Nominalglied im Akkusativ oder Nominativ. Bei mediopassivischem Gebrauch kann der Nominativ auch in der Verbalperson des Hauptsatzes liegen.
Beispiele: haipyu (Hauptverb) genin (Akk.) gaiyenni (Infinitiv): Ich sehe den Freund kommen; eyebyèt mî yaiyenni (er befahl mir zu werfen), môrame matran tevan memreni (es schmerzt mich, daß Deine Mutter gestorben ist)
Þ Akkusativus cum Infinitivus (
a.c.i.).
(Nom.) yebyomese (Med.) ini (Inf.): Uns wird befohlen zu gehen (wörtl.: 'Wir werden befohlen ...')
Þ Nominativus cum Infinitivus (
n.c.i.).
Bei unpersönlichen Verben steht der a.c.i. nur dann, wenn der Infinitiv ein eigenes Subjekt hat. Das gilt auch für geleni. Beispiele: tî èrrenni gòmmbente esi (Es ist menschlich, daß Du irrst); gime ess varge ini (Wir wollen die Stadt verlassen).

III.3.2. Gebrauch der Partizipien
Die Partizipien können im Fergiartischen sowohl als Attribut und Adverbial, als auch in satzwertigen Konstruktionen verwendet werden; z.B.: der lachende Mann (Attribut), lachend sagte er (Adverbial), durch vielfältige Versuche ermutigt (Partizipialkonstruktion).


i) Partizip in attributiver Funktion:
Beim attributiven Gebrauch hat das Partizip Genus, Numerus und Kasus des substantivischen Bezugswortes; vgl.: nera morant (der sterbende Mann) vs. neran mòrantan (den sterbenden Mann) vs. genay yìgnante (der gebärenden Frau).
Selbstverständlich kann auch das Participium Necessitatis (Gerundivum) in dieser Funktion verwendet werden; z.B.: mûra tòlnetva (Qualen, die erduldet werden müssen).


ii) Partizip in adverbialer Funktion:
In adverbialem Gebrauch tritt das Partizip als Umstandsbestimmung zu einem finiten Verb auf. Es stimmt in Kasus, Numerus und (wenn gegeben) Genus mit dem Subjekt des finiten Verbs überein; z.B.: eblatèt gônant: betend opferte er.
Das adverbiale Partizip ist meistens gleichzeitig zur Handlung des finiten Verbs. Doch auch andere Zeitverhältnisse sind möglich (z.B.: apa sarêtava angegavus, eridèt ini vargan: Sich von den Truppen getrennt habend, ritt er in die Stadt).
Entscheidend ist beim adverbialen Partizip, daß es das gleiche Subjekt wie das finite Verb hat. Allerdings kann das Partizip durchaus von einem weiteren Partizip (mit gleichem Subjekt) begleitet sein; z.B.: gollan sona tartan rirmmènan hêyantan pèpanttu: Das durch die Diebe gestohlene Gold ist durch Suchen (beim Suchen) gefunden worden.
Anm. Hierbei ist rirmmènan Attribut zu gollan.

Die adverbiale Funktion des Partizips kann grundsätzlich alle Schattierungen umfassen, also temporal, kausal, konditional, etc.
Aus dem adverbialen Gebrauch der Partizipien haben sich bestimmte feste Redewendungen ergeben, wobei das Partizip auch in obliquen Kasus erscheinen kann. Das finite Verb hat dabei häufig seine volle Bedeutung verloren. Beispiele: essi derant (fortwährend = "Es ist laufend"), sona blêtanto zegant (gottesfürchtig), ûrant dìknenni (beweisen, mit personal konjugiertem dìknenni; z.B.: ûrant ediknet, hite: er bewies, daß ...), eyeni sûsant (beim Tun sein, mit konjugiertem eyeni), magnan ûrant (angeberisch = "Großes redend").


iii) Partizipialkonstruktionen:
Im Unterschied zum adverbialen Gebrauch ist das Partizip in den Partizipialkonstruktionen nicht von einem finiten Verb abhängig, sondern vertritt selbst die Stelle eines Prädikats. Man spricht deshalb auch vom absoluten Partizip.
Im Unterschied zum adverbialen Partizip steht das absolute Partizip zumeist in einem obliquen Kasus. Es stimmt dabei mit seinem Bezugssubjekt in Genus und Numerus überein. Bei längeren Partizipialkonstruktionen wird im Hauptsatz durch yod (in etwa 'was man tut/tat', relativer Satzbezug) oder Pronomen etc. wieder aufgenommen. Am häufigsten ist der (vor allem temporale) Dativus Absolutus, doch es kommen auch andere Fügungen vor.


- Dativus absolutus: Diese Konstruktion hat, wie bereits gesagt, vor allem - und wohl ursprünglich - temporale Bedeutung; z.B.: deyèmena, enavèt eye (nachdem sie sich zurechtgemacht hatte, gab sie sich ihm hin); varge diskimmèna, sarêta atedasèt (Nach der Zerstörung der Stadt zog das Heer weiter).
Mit modaler Funktion: tesûvabba hoitro, emmomese (indem/weil sie schwiegen, wurden sie bestraft).


- Akkusativus absolutus: Diese Konstruktion dient vor allem dem kausalen Gebrauch; z.B.: gottantan meyan, yod ess bino meyo esasètu, guse tartan antêyanta (Durch mein Schreien, welches aus Angst geschah, wurden die Diebe vertrieben). In reiner Akkusativfunktion: vevamènan eyan, angòme egùtt (Niemand wußte, was ihnen gesagt worden war).


- Genitivus absolutus: Im Genitiv tritt das Partizip nur in Objektfunktion auf, etwa in der formelhaft gewordenen Wendung menanta: eingedenk (z.B.: lliyasha menanta: der Schuld eingedenk). Desweiteren steht der Gen. abs. vor allem bei Verben des Erinnerns und der Gerichtsprache; z.B.: anggàtanta tâmasha, angòme mege anno esassèta (Weil ich des Diebstahls angeklagt war, glaubte mir niemand mehr).


- Nominativus absolutus: Hierher gehören vor allem rhetorische Vorwegnahmen von Gliedern, die im Hauptsatz durch ein Pronomen oder ähnliches wieder aufgenommen werden; z.B.: varg diskimmèna, hans novud andemmasi (Die zerstörte Stadt, wir werden sie wieder aufbauen).

III.4. Partikel:
Neben den Konjunktionen akken, hite, on, etc. gibt es im Fergiartischen noch eine kleine Gruppe von unflektierten Wörtern, die vor allem dem syntaktischen Gebrauch dienen. Diese Partikel genannten Funktionswörter dienen der gedanklichen Modifikation von Wörtern, Satzteilen und Sätzen; auch Interjektionen gehören hierher. Wir werden sie in alphabetischer Reihenfolge besprechen.

i) an (wohl, etwa, unter Umständen):
Dieses Modalpartikel dient auf der einen Seite der Einleitung des prospektiven Konjunktivs (an gaiyet) oder der Begleitung des potentialen Optativs (gâssye, an iyen), auf der anderen Seite aber auch der Begleitung von Fragen im Konjunktiv; z.B. ki sûset an?: Was er zur Zeit wohl macht?

In der ersten Funktion steht an vor, in letzterer hinter dem Verb.


ii) ar (oder, aber):
ar dient der Einleitung des zweiten und jedes weiteren Gliedes von Doppelfragen. Hier kann es auch zusammen mit -ne beim ersten Glied erscheinen. Ebenso kann es in Doppelfragen vor (nein, nicht) stehen. Beispiele: gàyamme ar menêyam? (Wollen wir bleiben, oder gehen?); gàyamme ar nî? (Gehen wir, oder nicht?).


iii) (in der Tat, tatsächlich):
ist eine Interjektion, die sowohl selbständig, als auch in den Satz eingeschoben vorkommen kann.


iv) (gewiß, in der Tat):
Wie -gi hebt ein Wort oder einen Satzteil hervor, jedoch stärker und proklitisch - daher auch die Stellung vor einem Satzteil. Mitunter hat auch eine ironische Bedeutung.
Beispiele: gese nera dî kon esi (Dieser Mann ist in der Tat schön); anggàtanta tâmasha, dî angòme mege anno esassèta (Weil ich des Diebstahls angeklagt worden war, glaubte mir in der Tat niemand mehr).


v) ge (allerdings, jedoch):
ge ist ein Partikel, das eine bestimmte, ein Bezugswort modifizierende Satzaussage ankündigt; z.B.: yûsa yevun ge varti voit: Die Prüfung der Götter jedoch, ist das Schicksal.


vi) -gi:
-gi ist das enklitische Gegenstück zu . Es dient jedoch ausschließlich der Hervorhebung von Wörtern. Beispiel: anggàtanta tâmasha, dî angòme mege anno esassèta. hved eyugi anllugna evoin: Weil ich des Diebstahls angeklagt worden war, glaubte mir in der Tat niemand mehr. Aber ich war unschuldig!

vii) i (o daß doch!, wenn doch!):
Diese Interjektion dient der Einleitung von kupitiven Optativen, wenn deren Erfüllbarkeit bezweifelt wird (vgl. IV.1., b ii).


viii) î (ja):
î ist die bejahende Interjektion des Fergiartischen. Ihr Gegenstück ist .


ix) în (siehe da!):
în ist auf der einen Seite ein hinweisendes Partikel; z.B.: în nera: Siehe da, den Mann. Darüberhinaus hat în auffordernden und fragenden Charakter. Beispiele: în, gâssam (Auf! Gehen wir!), în gîna voiyi? (Bist Du etwa verlassen?).


x) (nein; tu es nicht!):
Als Gegenstück zu ist auf der einen Seite Satznegation, auf der anderen eine negativ auffordernde Interjektion. Sie kann auch in Verbindung mit nî auftreten; z.B.: llugna voiyi? - mî! (Bist Du schuldig? - Nein!), mî, nî gaite! (Nein, geht nicht!).


xi) mîs (fürwahr, wirklich; aber):
mîs kann entweder als Satzadverb oder als Partikel zur Hervorhebung von Worten verwendet werden. Im zweiten Fall steht das hervorgebrachte Wort entweder in einem Vergleichssatz, oder es bildet das Gegenstück zu einer Gesamtaussage. Es steht hierbei hinter dem Bezugswort. Vergleiche zu oben: eyu mîs anllugna evoin (Ich aber war unschuldig). Ebenso: neru mîs ani ailyo strêtve rimena...: Die Männer auf der anderen Seite des Flusses aber...


xii) ne/n' (nicht):
Die Negation ne dient der Verneinung von Substantiven, Pronomen etc., allerdings mit Ausnahme der Verben (siehe ). Dabei steht n' vor vokalischem Anlaut. Beispiel: n'eyu llugna voin (Nicht ich bin schuldig) ggü. eyu nî llugna voin (Ich bin nicht schuldig).


xiii) -ne:
-ne wird bei Satzfragen an das zu betonende Wort angehängt. Dieses steht am Satzanfang; z.B.: gayamne? (Gehen wir?). In abhängigen Satzfragen gilt dasselbe; z.B.: rîy mî epîrtt, tartanne epyan: Der Richter fragte mich, ob ich den Dieb gesehen hätte.


xiv) nî/n- (nein, nicht):
(n- vor vokalischem Anlaut) dient der Negation von Verben. Das Partikel steht auch vor verbal gebrauchten Partizipien, ebenso bei Redewendungen mit persönlich konjugiertem Verb (z.B.: nesi derant).


xv) prot! (vorwärts!):
Wie în ist prot eine auffordernde Interjektion. Ursprünglich ist prot wohl als militärischer Befehl entstanden.


xvi) sîn (in der Tat, gewiß; nämlich):
sîn ist wie mîs und verstärkendes Modalpartikel, allerdings auch bejahende Interjektion wie î. Nachgestellt bedeutet sie auch 'nämlich'.


xvii) yod (welches, was):
Obwohl yod eigentlich ein Relativadverb ist, soll es wegen seiner syntaktischen Funktion zusammen mit den Partikeln besprochen werden. yod nimmt einen vorhergegangenen Satzinhalt wieder auf für die Beschreibung von Umständen, Gründen, etc. Meist tritt es in Verbindung mit weiterführenden Konjunktionen auf; z.B.: yod, hite... (Was er tat, damit...); yod, akken... (Was geschah, obwohl...). Zum Teil wird es durch beigeordnete Verbalformen genauer erläutert; z.B.: yod ess bino meyo esasètu (es geschah aus meiner Furcht/weil ich mich fürchtete).
yod kann auch der parataktischen Wiederaufnahme dienen; z.B.: yod, kai ebìma: Es geschah, weil ich mich fürchtete (Medium!).

III.5. Nebensätze
Im Folgenden seien einige Bemerkungen zu den Adverbialsätzen und ihren Konjunktionen im Fergiartischen aufgeführt.

i) Finalsätze:
Finalsätze drücken Ziel und Zweck des im Hauptsatz bezeichneten Sachverhalts aus. Als Befürchtungssätze (wobei der finale Nebensatz oftmals den subjektiven Grund für eine Aufforderung des Hauptsatzes liefert) fordern Finalsätze den voluntativen Konjunktiv (bes. des Aorist), wobei zumeist die Verbnegation oder ein Negativadverb oder -adjektiv wie angòme (niemand) oder nerel (nichts) in Verbindung mit der Konjunktion hite (daß, damit) verwendet wird. Zur einfachen Verneinung dient die Konjunktion anite (damit nicht, daß nicht); sie kann aber auch durch nerel etc. verstärkt werden (doppelte Verneinung = verstärkte Verneinung!).


Aber auch in der erweiterten Verwendung zur Bezeichnung von Ziel und Zweck stehen zur Einleitung die Konjunktionen hite und anite, zum Teil aber auch der final-konsekutive Infinitiv ohne Konjunktion. In dieser Verwendung kann auch der potentiale Optativ oder der abhängige Konjunktiv nach Tempora der Vergangenheit stehen, anstatt des voluntativen Konjunktivs.

Beispiele: gin, hite gâsset (Ich will, daß Du kommst); bin, nî gâsset (Ich fürchte, er kommt nicht); bin, hite angòme gâsset (Ich fürchte, daß niemand kommt); inebrûss sarêtu, hite vargan anddîmenan pranant (Er schickte Truppen, damit sie die belagerte Stadt befreiten).


ii) Konsekutivsätze:
Konsekutivsätze beschreiben die Folge, die sich aus der Handlung des Hauptsatzes ergibt. Sie können im Indikativ, aber auch in anderen Modi stehen (zum Beispiel bei erwarteten oder für möglich gehaltenen Folgen). Sie werden durch anite, hite, kote (womit, wodurch) oder itake (daher) eingeleitet. Auch hier kann der final-konsekutive Infinitiv verwendet werden.


Beispiele: ita straiya voit, hite menêyu ini demallo (Es ist so kalt, daß ich im Haus bleiben werde); ita hekin evoit ovi hevai anze, êt blêtenni (Er war so glücklich wegen/ob seiner Rettung, daß er opfern ging).


iii) Temporalsätze:
Temporale Nebensätze haben wir bereits bei den Partizipialkonstruktionen angesprochen. In diesem Fall gibt eben das Partizip das Zeitverhältnis des Nebensatzes an: Part. Präs. oder Aorist bei Gleichzeitigkeit, Partizip Perfekt bei Vorzeitigkeit, Gerundivum bei Nachzeitigkeit der Handlung im Nebensatz. Da das Gerundivum mediale Funktion hat, kann eine aktive Verwendung nur dadurch umschrieben werden, daß das Gerundivum in den Akkusativ tritt; z.B.: elissa pûser sortevan atînasha rimena (Er beschloß später zu versuchen den Fluß zu überschreiten/das Überschreiten des Flusses zu versuchen). In diesem Beispiel ist atînasha (Gen. von atînan) vom Gerundivum abhängig.
Soll das temporale Verhältnis mit finitem Verb gebildet werden, so wird der Nebensatz von yon (als, da), don (während), prûn (bevor), essiyan (nachdem) oder pûser (später) eingeleitet.


iv) Kausalsätze:
Kausalsätze bezeichnen die Ursache des im Hauptsatz dargestellten Sachverhalts. Sie werden durch kai (da, weil) eingeleitet. Beispiel: inebrûss sarêtu, kai varg ambisîta (Er schickte Truppen, weil die Stadt belagert wurde).


v) Konditionalsätze:
Konditionale Nebensätze erläutern entweder die Bedingung, unter der der im Hauptsatz bezeichnete Sachverhalt zutrifft, oder sie bezeichnen eine hypothetische Voraussetzung für eine im Hauptsatz gemachte Aussage (vom Typ wenn - dann).
Konditionalsätze werden durch san (wenn), anken (wenn nicht), oder Umschreibungen mit Konjunktiv- oder Optativform eingeleitet.
Ja nach dem Verhältnis der beschriebenen Bedingung zur Realität sind verschiedene Typen zu unterscheiden, die sich durch die jeweilige Verwendung des Verbmodus auszeichnen:


- "Realer" Fall: Die Voraussetzung wird als reine Anahme hingestellt, ohne die subjektive Einstellung des Sprechers genauer zu spezifizieren. Das Verb des Nebensatzes steht in einer Form des Indikativs; in der Folgerung können auch andere Modi oder modal verwendete Indikative stehen.


- "Eventueller" Fall: Die Verwirklichung der Voraussetzung ist allenfalls zu erwarten. Das Verb steht im Konjunktiv Präsens oder Aorist. In der Folgerung steht oft das Futur.


- "Potentieller" Fall: Die im Nebensatz bezeichnete Bedingung wird als subjektive Annahme hingestellt; das Verb steht zumeist im potentialen Optativ; es können jedoch durchaus auch modal gebrauchte Indikative oder der prospektive Konjunktiv verwendet werden (wenn das Eintreten der Bedingung für möglich gehalten wird). Im Unterschied zum Prospektiv deutet der Optativ an, daß die Erfüllung der Voraussetzung eher unwichtig ist.


- "Irrealer" Fall: Die Voraussetzung wird als unwirklich oder als unerfüllbar hingestellt. Das Verb steht in einer indikativischen Form der Vergangenheit. Im Hauptsatz steht entweder auch eine Form der Vergangenheit oder ein potentialer Optativ.


Beispiele:
san gok vê, errè: Wenn Du das sagst ["real"], irrst Du.
san eyan pîntan, dûyu eye dûtin: Wenn ich ihn finden sollte ["eventuell"], werde ich ihm das Geschenk geben.
an imbrausset sarêtu, varg praiyeta: Wenn er Truppen geschickte hätte ["potential", prospektiv], könnte die Stadt befreit werden.
san gok mege evêt, gâssyen: Wenn er es mir sagen würde ["irreal"], käme ich [Gleichzeitigkeit].
san gok mege evèvat, gâssyen: Wenn er es mir gesagt hätte [Irrealis der Vergangenheit], wäre ich gekommen.


vi) Konzessivsätze:
Konzessiva beschreiben eine Bedingung oder einen Umstand, deren/dessen erwartete Wirkung bzw. Folge nicht eintreten. Sie werden durch akken (obwohl, obgleich) oder he (auch wenn) eingeleitet und stehen im Indikativ oder Optativ. Sie können auch durch adverbiale Partizipien eingeleitet werden. Beispiele: gok nî yègnakant, tan sassame: Obwohl ich es nicht einsehe, glaube ich es doch. Akken brêter meya in sarêta egìt, pater nehêt: Obwohl mein Bruder ins Heer wollte, erlaubte Vater es nicht [nehêt = nî ehêt].

vii) Adversativsätze:
Adversative Nebensätze drücken einen Gegensatz zu dem im Hauptsatz bezeichneten Geschehen aus. Der adversative Satzteil wird dabei mit yon o (während [adversativum]) eingeleitet. Beispiel: ailya maka vidra esi, yon o ailya sotter yotta esi: Der eine Sohn ist geduldig, während der andere leicht erregbar ist.