III. Einzelne Aspekte der Syntax
III.1. Zum Gebrauch der Tempora und Modi
a) Das Tempussystem:
Das "Tempussystem" des Fergiartischen ist durch zwei
Prinzipien charakterisiert: Aspekt und Tempus. Dabei ist das Tempus sogar das sekundäre, d.h.
später eingeführte Prinzip.
Ursprünglich ist die Unterscheidung Präsens - Aorist
- Perfekt (Aktionsart). Dabei bezeichnet das Präsens
die Handlung in ihrem Ablauf, womit eine besondere Plastizität
des Ausdrucks erreicht wird (z..B.: moret: er stirbt, wobei der
Todeskampf ausgedrückt wird). Der Aorist bezeichnet
dagegen den punktuellen Aspekt der Handlung oder auch die Handlung
als objektives Faktum bzw. historisches Ereignis; marèt
(er stirbt [gerade]) betont somit z.B. das Eintreten des Todes,
oder das Sterben des Subjekts als solches. Das Perfekt
schließlich bezeichnet das Ergebnis einer Handlung, mitunter
auch die Abgeschlossenheit derselben; so kann man memare
sowohl mit 'er ist gestorben' als auch mit 'er ist tot' übersetzen.
Aus diesen Gegenwartsformen können nun mithilfe des Augments
und der sekundären Endungen Vergangenheitsformen
gebildet werden. Der Unterschied zwischen den drei Aspekten bleibt
dabei prinzipiell erhalten; also: emòret (er starb,
lag im Sterben), emrèt (er starb [gerade]), emèmart
(er war gestorben). Im Zusammenhang mit anderen Nebensätzen
kann durch die Vergangenheitsform allerdings auch eine Vorzeitigkeit
ausgedrückt werden, wobei die Wahl des Aspekts feinere Unterschiede
codiert. Vergleiche: nî egimme, hite emèmart
vs. nî egimme, hite emrèt vs. nî
egimme, hite emòret (wir wußten nicht, daß
er gestorben war/starb/im Sterben lag). Häufig werden solche
Nebensätze temporalen Charakters
auch durch Partizipialkonstruktionen
bezeichnet.
Das letzte "Tempus", das Futur,
entstand aus der desiderativen Aktionsart. Somit kann es sowohl
einen zukünftigen Charakter haben, als auch eine Absichtserklärung
bezeichnen; so kann man mossu sowohl mit "ich werde
sterben", als auch mit "ich will sterben" übersetzen.
Das Futur II muß (nach II.6.8.) durch die synthetische Form
eyeni (Fut. I) + Part. Perfekt (Vollverb) gebildet werden;
z.B.: esti mèmarvus (er wird gestorben sein).
b) Das Modalsystem
Allgemein unterscheiden die Modi Konjunktiv und Optativ in funktionaler
Hinsicht den eigenständigen und den Gebrauch in abhängigen
Nebensätzen, während der Imperativ nur den eigenständigen
Gebrauch kennt.
i) Der Gebrauch des Konjunktiv:
Grundsätzlich beschreibt der Konjunktiv eine Handlung in
Bezug auf ihre Verwirklichung hin. Dabei sind zwei Gruppen zu
unterscheiden: Der prospektive Konjunktiv besagt,
daß das Eintreten der beschriebenen Handlung vom Sprecher
erwartet bzw. für möglich gehalten wird. So kann man
z.B. gaiyet mit 'er wird wohl kommen' übersetzen.
Daher wird der prospektive Konjunktiv auch zumeist mit an
(wohl, etwa) eingeleitet (im obigen Beispiel also an gaiyet).
Der zweite Fall, der voluntative Konjunktiv,
bezeichnet zumeist eine beabsichtigte Handlung (z.B.: gâssan:
ich will kommen). In dieser Funktion kann allerdings auch das
Futur stehen, wobei sich hier mitunter eine in die fernere Zukunft
weisende Bedeutung ergeben kann. Der voluntative Konjunktiv kann
auch an eine Mehrzahl gerichtet sein: Adhortativ (Auforderung
an die 4. Person; z.B.: gâssam: gehen wir!) und Jussiv
(Aufforderung an die 3. und 6. Person: kîske manît
(ad) ihve: jeder denke an sich selbst!). Damit einher geht
auch die höfliche Umschreibung eines Befehls; z.B.: gâssant:
geht (bitte). Selbstverständlich können beide Arten
des eigenständigen (wie auch des abhängigen) Konjunktiv
verneint werden; dies geschieht mit der Verbnegation nî.
Der abhängige Konjunktiv wird in Nebensätzen verwendet, und
zwar wiederum mit prospektivem und voluntativem Sinn. Der voluntative Konjunktiv
kann in diesem Fall nicht durch das Futur ersetzt werden.
Abhängig vom Zeitverhältnis steht Konjunktiv Präsens,
Aorist oder Perfekt. Dagegen steht der eigenständige voluntative
Konjunktiv fast ausschließlich im Konjunktiv Aorist. Der
prospektive Konjunktiv bezeichnet im Nebensatz eine zumeist für
die Gegenwart oder die Zukunft erwartete Handlung in abhängigen
Fragesätzen, in Relativ-, Temporal-,
Konditional- (wenn vom Sprecher als
wahrscheinlich erachtet) und in Finalsätzen
(nach Verben des Fürchtens). Der voluntative
Konjunktiv steht in Finalsätzen (sofern
die Person des Nebensatzes nicht die des Hauptsatzes ist), in
abhängigen Geboten und Verboten.
ii) Der Gebrauch des Optativ:
Der Optativ bezeichnet ursprünglich einen Wunsch, später
wurde er auch zur Bezeichnung einer Möglichkeit (Potentialis)
verwendet.
Der eigentliche Optativ (oder: Kupitiv) bezeichnet in allen
Personen einen Wunsch des Sprechers, in Verbindung mit hise
(so) kann er auch einen Fluch bezeichnen. Er kann selbstverständlich
auch einen negativen Wunsch ausdrücken; vgl.: gaiyut
(käme er doch!), nî gaiyut (hoffentlich kommt
er nicht!). Der positive Wunsch wird, wenn seine Erfüllung
bezweifelt wird, mit i eingeleitet, also z.B.: i gaiyut:
wenn er doch käme! (Aber er wird wohl nicht/kann nicht kommen).
Der potentiale Optativ drückt die Möglichkeit einer Verwirklichung
der durch das Verb bezeichneten Handlung aus, im Gegensatz zum
prospektiven Konjunktiv jedoch zumeist ohne Indikation der Sprechermeinung.
In Frage für den abhängigen Optativ kommen vor allem Relativ-,
Final- und Konditionalsätze.
Sollen im Konditionalsatz Bedingung und Folgerung als möglich
hingestellt werden, so steht freilich beidesmal Optativ; z.B.:
san gâssye, iyen: wenn du kämest, würde
ich wohl gehen.
iii) Imperativ:
Der Imperativ (der 2. und 5. Person) wird nur in Hauptsätzen
verwendet. Er kennt keine Aspekt- oder Tempusunterschiede, selbst
bei Vergangenheitsformen zu wörtlicher Rede; z.B.: evêt:
"isi!" (Er sagte: "Geh!").
Der verneinte Imperativ, oder Prohibitiv, wird mit nî
(bzw. n- vor vokalisch anlautenden Verben) gebildet; z.B.:
nî gaite (Kommt nicht!), nisi (Geh nicht!).
Zum Befehl an andere Personen (Adhortativ, Jussiv), siehe den
voluntativen Konjunktiv.
iv) Modal gebrauchte
Indikative:
Einige Vergangenheitsformen des Indikativs können zur Bezeichnung
der Irrealität oder Potentialität dienen.
Zum einen können der Imperfekt und der Aorist II einen unerfüllbaren
Wunsch ausdrücken, gewöhnlich unter Beifügung einer
Modalpartikel. Beispiel: i ebrèt sarêtu (o
wenn er doch Truppen gebracht hätte!), mî emrèt
(wäre er nicht gestorben!). Desweiteren können diese
Tempora die Potentialität einer vergangenen Handlung ausdrücken;
z.B.: an ebrèt sarêtu: er wird wohl Truppen
gebracht haben. Der Imperfekt ist in beiden Fällen eher selten;
z.B.: i nemòret (in etwa: 'Hätte er doch nicht
einen solchen schweren Tod gehabt', oder: 'Wäre er doch nicht
im Sterben gelegen').
III.2. Zum Genus
Verbi
Während das Aktiv des Verbs eine Handlung des Subjekts an einem Objekt
beschreibt, drückt das Medium (besser: Mediopassiv)
eine Handlung aus, die sich im (oder für das) Subjekt vollzieht
bzw. die von außen auf das Subjekt einwirkt. Im ersteren
Fall kann man auch vom reflexiven Gebrauch sprechen.
So kann z.B.: îsstu heißen 'er setzt sich in
Bewegung', 'er setzt für sich in Bewegung', als auch 'er
wird in Bewegung gesetzt'. Bei rein reflexivem Gebrauch steht
meist der Akusativ des Reflexivpronomens, also hvî îsstu.
Je nach Natur des Verbs können jedoch auch Einschränkungen
der aktiven oder medialen Verwendung auftreten:
i) Rein aktivische Verben:
Vor allem intransitive Verben wie gendîmeni (haben),
tasîmeni (schweigen), letîmeni (verborgen
sein), sêni (stehen) etc. haben normalerweise kein
Medium. Weiter gehören hierher einige Verben der Bewegung,
des Ausscheidens, der Triebhandlung und andere. Beispiele: ini
(gehen), gaiyenni (kommen), mênenni (grübeln),
blûkenni (blühen), lêkkenni (losgehen),
gini (leben).
Bei manchen Verben, die ursprünglich reine Aktiva waren,
ist ein Medium nachgebildet worden, wobei sich mitunter Bedeutungsunterschiede
ergeben. Beispiele: egìtu opi hvî (er lebte
[allein] für sich), mênsu (er erinnert sich)
zu meneni (denken), hvêmme (ich schlafe mich
aus) zu hvèpenni (schlafen).
ii) Rein mediale Verben:
Rein mediale Veren sind relativ selten, allerdings gibt es einige
Verben mit nachgebildeten Aktivformen und Bedeutungsverschiebung.
Zum ersten Typ gehören affektive Verben wie ininu
(in sich gehen, sich besinnen), môranu (schmerzen),
geyanu (aufwachen), yusanu (sich aufregen), hankanu
(befolgen), und vereinzelte andere Verben wie hêrnu
(sich bewegen; im Gegensatz zu gègnenni, bewegen),
hênnu (ermangeln) oder soyanu (wüten).
Bei Verben, die sich erst sekundär aktive Formen zugelegt
haben, findet wie bei den Aktiva eine Bedeutungsverschiebung statt;
passivische Verwendung ist hier zumeist ausgeschlossen. Beispiele:
laishanu (sich freuen) - laishenni (erfreuen), koinu
(sich bedecken) - koini (zudecken), goinu (sich
ekeln) - goini (verekeln), mehyanu (tauchen) - mèhyenni
(jmd. untertauchen), usanu (sich gewöhnen) - ùsenni
(liebgewinnen), anzobanu (sich beherrschen) - anzòbenni
(beruhigen).
iii) Rein reflexive Verben:
Eine dritte Klasse von Verben hat eine rein aktivische Bildungsweise,
aber reflexive Bedeutung!. Beispiele: noivenni (sich hingeben
[an]), antîni (sich trennen, auseinandergehen), essàni
(sich beteiligen), arkenni (sich verschließen), gàstenni
(sich heften), sîneni (sich beschäftigen mit),
etc.
Diese Verben benutzen im Satz keine Reflexivpronomen; z.B.: essînt
settevan: sie beteiligen sich an der Arbeit.
Anm. essînt: Verbform mit Augment + vokalischem
Anlaut und Pluralreduzierung des Vokals, wobei ess- Vorsilbe ist.
III.3. Infinite
Verbformen
III.3.1. Gebrauch des Infinitivs
Der fergiartische Infinitiv geht auf den
Lokativ von Verbalnomen auf -men- und -en- zurück. Der Infinitiv
wird daher nicht dekliniert, kann aber auch in anderer Kasusfunktion
als dem Lokativ auftreten (oft nach Präpositionen). Vom Infinitiv
können auch andere Kasus abhängen (a.c.i.,
n.c.i.).
i) Infinitiv in Kasusfunktion:
Neben dem Nominativ kann der Infinitiv in Verbindung mit Präpositionen
in Form eines indirekten Objekts oder einer adverbialen Bestimmung,
sowie als direktes Objekt im Akkusativ gebraucht werden.
Beispiele: ad ini (beim Gehen; lokativisch), pru êreni
(vor dem Pflügen; dativisch), inter sêni (während
des Stehens; genitivisch), gên hèngenni (ich liebe
es zu singen; akkusativisch), èrrenni gòmmbente
esi (Irren ist menschlich; nominativisch).
Wichtig ist hier auch der Infinitiv als final-konsekutive Verbergänzung vor allem nach Verben der Bewegung. Beispiele: êt
blêtenni (er ging zu opfern), êt eyan sàlenni
(er ging um ihn zu holen), ellikkèt eyan pàllyenni
(er fing an, ihn zu begreifen) - ellikkèt hier mit
Haplologie der Reduplikationssilbe -, ki esi sûsenni?
(Was ist zu tun?).
ii) Infinitivkonstruktionen:
Das Fergiartische kennt Konstruktionen, in denen ein nominales
Objekt von einem Infinitiv
abhängt. Diese Infinitivkonstruktionen haben den Rang
eines Nebensatzes. Die Konstruktion
selbst ist dabei zumeist von einem Verb des Sagens, Wahrnehmens
und Fühlens abhängig; desweiteren kommen auch affektive
Verben, Verben des Wünschens und unpersönliche Verben
vor.
Je nachdem, ob die Verben des Hauptsatzes aktiv oder mediopassivisch
gebraucht werden, steht das vom Infinitiv abhängige Nominalglied
im Akkusativ oder Nominativ. Bei mediopassivischem
Gebrauch kann der Nominativ auch in der Verbalperson des Hauptsatzes
liegen.
Beispiele: haipyu (Hauptverb) genin (Akk.) gaiyenni
(Infinitiv): Ich sehe den Freund kommen; eyebyèt mî
yaiyenni (er befahl mir zu werfen), môrame matran
tevan memreni (es schmerzt mich, daß Deine Mutter gestorben
ist) Þ Akkusativus cum Infinitivus (a.c.i.).
nû (Nom.) yebyomese (Med.) ini (Inf.):
Uns wird befohlen zu gehen (wörtl.: 'Wir werden befohlen
...') Þ Nominativus cum Infinitivus (n.c.i.).
Bei unpersönlichen Verben steht der a.c.i. nur dann, wenn
der Infinitiv ein eigenes Subjekt hat. Das gilt auch für
geleni. Beispiele: tî èrrenni gòmmbente
esi (Es ist menschlich, daß Du irrst); gime ess varge
ini (Wir wollen die Stadt verlassen).
III.3.2. Gebrauch
der Partizipien
Die Partizipien können im Fergiartischen sowohl als Attribut
und Adverbial, als auch in satzwertigen
Konstruktionen verwendet werden; z.B.: der lachende Mann (Attribut),
lachend sagte er (Adverbial), durch vielfältige Versuche
ermutigt (Partizipialkonstruktion).
i) Partizip in attributiver Funktion:
Beim attributiven Gebrauch hat das Partizip Genus, Numerus und
Kasus des substantivischen Bezugswortes; vgl.: nera morant
(der sterbende Mann) vs. neran mòrantan (den sterbenden
Mann) vs. genay yìgnante (der gebärenden Frau).
Selbstverständlich kann auch das Participium Necessitatis
(Gerundivum) in dieser
Funktion verwendet werden; z.B.: mûra tòlnetva
(Qualen, die erduldet werden müssen).
ii) Partizip
in adverbialer Funktion:
In adverbialem Gebrauch tritt das Partizip als Umstandsbestimmung
zu einem finiten Verb auf. Es stimmt in Kasus, Numerus und (wenn
gegeben) Genus mit dem Subjekt des finiten Verbs überein;
z.B.: eblatèt gônant: betend opferte er.
Das adverbiale Partizip ist meistens gleichzeitig zur Handlung
des finiten Verbs. Doch auch andere Zeitverhältnisse sind
möglich (z.B.: apa sarêtava angegavus, eridèt
ini vargan: Sich von den Truppen getrennt habend, ritt er
in die Stadt).
Entscheidend ist beim adverbialen Partizip, daß es das gleiche
Subjekt wie das finite Verb hat. Allerdings kann das Partizip
durchaus von einem weiteren Partizip (mit gleichem Subjekt) begleitet
sein; z.B.: gollan sona tartan rirmmènan hêyantan
pèpanttu: Das durch die Diebe gestohlene Gold ist durch
Suchen (beim Suchen) gefunden worden.
Anm. Hierbei ist rirmmènan Attribut zu gollan.
Die adverbiale Funktion des Partizips kann
grundsätzlich alle Schattierungen umfassen, also temporal,
kausal, konditional,
etc.
Aus dem adverbialen Gebrauch der Partizipien haben sich bestimmte
feste Redewendungen ergeben, wobei das Partizip auch in obliquen
Kasus erscheinen kann. Das finite Verb hat dabei häufig seine
volle Bedeutung verloren. Beispiele: essi derant (fortwährend
= "Es ist laufend"), sona blêtanto zegant
(gottesfürchtig), ûrant dìknenni (beweisen,
mit personal konjugiertem dìknenni; z.B.: ûrant
ediknet, hite: er bewies, daß ...), eyeni sûsant
(beim Tun sein, mit konjugiertem eyeni), magnan ûrant
(angeberisch = "Großes redend").
iii) Partizipialkonstruktionen:
Im Unterschied zum adverbialen Gebrauch ist das Partizip in den
Partizipialkonstruktionen nicht von einem finiten Verb abhängig,
sondern vertritt selbst die Stelle eines Prädikats. Man spricht
deshalb auch vom absoluten Partizip.
Im Unterschied zum adverbialen Partizip steht das absolute Partizip
zumeist in einem obliquen Kasus. Es stimmt dabei mit seinem Bezugssubjekt
in Genus und Numerus überein. Bei längeren Partizipialkonstruktionen
wird im Hauptsatz durch yod (in etwa 'was man tut/tat',
relativer Satzbezug) oder Pronomen etc. wieder aufgenommen. Am
häufigsten ist der (vor allem temporale) Dativus Absolutus,
doch es kommen auch andere Fügungen vor.
- Dativus absolutus: Diese Konstruktion hat, wie bereits
gesagt, vor allem - und wohl ursprünglich - temporale
Bedeutung; z.B.: deyèmena, enavèt eye (nachdem
sie sich zurechtgemacht hatte, gab sie sich ihm hin); varge
diskimmèna, sarêta atedasèt (Nach der
Zerstörung der Stadt zog das Heer weiter).
Mit modaler Funktion: tesûvabba hoitro, emmomese
(indem/weil sie schwiegen, wurden sie bestraft).
- Akkusativus absolutus: Diese Konstruktion dient vor allem
dem kausalen Gebrauch; z.B.: gottantan meyan, yod ess
bino meyo esasètu, guse tartan antêyanta (Durch
mein Schreien, welches aus Angst geschah, wurden die Diebe vertrieben).
In reiner Akkusativfunktion: vevamènan eyan, angòme
egùtt (Niemand wußte, was ihnen gesagt worden
war).
- Genitivus absolutus: Im Genitiv tritt das Partizip nur
in Objektfunktion auf, etwa in der formelhaft gewordenen Wendung
menanta: eingedenk (z.B.: lliyasha menanta: der
Schuld eingedenk). Desweiteren steht der Gen. abs. vor allem bei
Verben des Erinnerns und der Gerichtsprache; z.B.: anggàtanta
tâmasha, angòme mege anno esassèta (Weil
ich des Diebstahls angeklagt war, glaubte mir niemand mehr).
- Nominativus absolutus: Hierher gehören vor allem
rhetorische Vorwegnahmen von Gliedern, die im Hauptsatz durch
ein Pronomen oder ähnliches wieder aufgenommen werden; z.B.:
varg diskimmèna, hans novud andemmasi (Die zerstörte
Stadt, wir werden sie wieder aufbauen).
III.4. Partikel:
Neben den Konjunktionen
akken, hite, on, etc. gibt es im Fergiartischen noch eine
kleine Gruppe von unflektierten Wörtern, die vor allem dem
syntaktischen Gebrauch dienen. Diese Partikel genannten
Funktionswörter dienen der gedanklichen Modifikation von
Wörtern, Satzteilen und Sätzen; auch Interjektionen
gehören hierher. Wir werden sie in alphabetischer Reihenfolge
besprechen.
i) an (wohl, etwa, unter Umständen):
Dieses Modalpartikel dient auf der einen Seite der Einleitung
des prospektiven Konjunktivs (an
gaiyet) oder der Begleitung des potentialen
Optativs (gâssye, an iyen), auf der anderen Seite
aber auch der Begleitung von Fragen im Konjunktiv; z.B. ki
sûset an?: Was er zur Zeit wohl macht?
In der ersten Funktion steht an vor, in letzterer hinter dem Verb.
ii) ar (oder, aber):
ar dient der Einleitung des zweiten und jedes weiteren Gliedes
von Doppelfragen. Hier kann es auch zusammen mit -ne beim
ersten Glied erscheinen. Ebenso kann es in Doppelfragen vor nî
(nein, nicht) stehen. Beispiele: gàyamme ar menêyam?
(Wollen wir bleiben, oder gehen?); gàyamme ar nî?
(Gehen wir, oder nicht?).
iii) bê (in der Tat, tatsächlich):
bê ist eine Interjektion, die sowohl selbständig,
als auch in den Satz eingeschoben vorkommen kann.
iv) dî (gewiß, in der Tat):
Wie -gi hebt dî ein Wort oder einen Satzteil
hervor, jedoch stärker und proklitisch - daher auch die Stellung
vor einem Satzteil. Mitunter hat dî auch eine ironische
Bedeutung.
Beispiele: gese nera dî kon esi (Dieser Mann ist
in der Tat schön); anggàtanta tâmasha, dî
angòme mege anno esassèta (Weil ich des Diebstahls
angeklagt worden war, glaubte mir in der Tat niemand mehr).
v) ge (allerdings, jedoch):
ge ist ein Partikel, das eine bestimmte, ein Bezugswort modifizierende
Satzaussage ankündigt; z.B.: yûsa yevun ge varti
voit: Die Prüfung der Götter jedoch, ist das Schicksal.
vi) -gi:
-gi ist das enklitische Gegenstück zu dî.
Es dient jedoch ausschließlich der Hervorhebung von Wörtern.
Beispiel: anggàtanta tâmasha, dî angòme
mege anno esassèta. hved eyugi anllugna evoin: Weil
ich des Diebstahls angeklagt worden war, glaubte mir in der Tat
niemand mehr. Aber ich war unschuldig!
vii) i (o daß doch!, wenn doch!):
Diese Interjektion dient der Einleitung von kupitiven
Optativen, wenn deren Erfüllbarkeit bezweifelt wird (vgl.
IV.1., b ii).
viii) î (ja):
î ist die bejahende Interjektion des Fergiartischen.
Ihr Gegenstück ist nî.
ix) în (siehe da!):
în ist auf der einen Seite ein hinweisendes Partikel;
z.B.: în nera: Siehe da, den Mann. Darüberhinaus
hat în auffordernden und fragenden Charakter. Beispiele:
în, gâssam (Auf! Gehen wir!), în gîna
voiyi? (Bist Du etwa verlassen?).
x) mî (nein; tu es nicht!):
Als Gegenstück zu nî ist mî auf
der einen Seite Satznegation, auf der anderen eine negativ auffordernde
Interjektion. Sie kann auch in Verbindung mit nî auftreten;
z.B.: llugna voiyi? - mî! (Bist Du schuldig? - Nein!),
mî, nî gaite! (Nein, geht nicht!).
xi) mîs (fürwahr, wirklich; aber):
mîs kann entweder als Satzadverb oder als Partikel
zur Hervorhebung von Worten verwendet werden. Im zweiten Fall
steht das hervorgebrachte Wort entweder in einem Vergleichssatz,
oder es bildet das Gegenstück zu einer Gesamtaussage. Es
steht hierbei hinter dem Bezugswort. Vergleiche zu oben: eyu
mîs anllugna evoin (Ich aber war unschuldig). Ebenso:
neru mîs ani ailyo strêtve rimena...: Die Männer
auf der anderen Seite des Flusses aber...
xii) ne/n' (nicht):
Die Negation ne dient der Verneinung von Substantiven,
Pronomen etc., allerdings mit Ausnahme der Verben (siehe nî).
Dabei steht n' vor vokalischem Anlaut. Beispiel: n'eyu
llugna voin (Nicht ich bin schuldig) ggü. eyu nî
llugna voin (Ich bin nicht schuldig).
xiii) -ne:
-ne wird bei Satzfragen an das zu betonende Wort angehängt.
Dieses steht am Satzanfang; z.B.: gayamne? (Gehen wir?).
In abhängigen Satzfragen gilt dasselbe; z.B.: rîy
mî epîrtt, tartanne epyan: Der Richter fragte
mich, ob ich den Dieb gesehen hätte.
xiv) nî/n- (nein, nicht):
nî (n- vor vokalischem Anlaut) dient der Negation
von Verben. Das Partikel steht auch vor verbal gebrauchten Partizipien,
ebenso bei Redewendungen mit persönlich konjugiertem Verb
(z.B.: nesi derant).
xv) prot! (vorwärts!):
Wie în ist prot eine auffordernde Interjektion. Ursprünglich
ist prot wohl als militärischer Befehl entstanden.
xvi) sîn (in der Tat, gewiß; nämlich):
sîn ist wie mîs und dî
verstärkendes Modalpartikel, allerdings auch bejahende Interjektion
wie î. Nachgestellt bedeutet sie auch 'nämlich'.
xvii) yod (welches, was):
Obwohl yod eigentlich ein Relativadverb ist, soll es wegen
seiner syntaktischen Funktion zusammen mit den Partikeln besprochen
werden. yod nimmt einen vorhergegangenen Satzinhalt wieder
auf für die Beschreibung von Umständen, Gründen,
etc. Meist tritt es in Verbindung mit weiterführenden Konjunktionen
auf; z.B.: yod, hite... (Was er tat, damit...); yod,
akken... (Was geschah, obwohl...). Zum Teil wird es durch
beigeordnete Verbalformen genauer erläutert; z.B.: yod
ess bino meyo esasètu (es geschah aus meiner Furcht/weil
ich mich fürchtete).
yod kann auch der parataktischen Wiederaufnahme dienen;
z.B.: yod, kai ebìma: Es geschah, weil ich mich
fürchtete (Medium!).
III.5. Nebensätze
Im Folgenden seien einige Bemerkungen zu den Adverbialsätzen
und ihren Konjunktionen im Fergiartischen aufgeführt.
i) Finalsätze:
Finalsätze drücken Ziel und Zweck des im Hauptsatz
bezeichneten Sachverhalts aus. Als Befürchtungssätze
(wobei der finale Nebensatz oftmals den subjektiven Grund für
eine Aufforderung des Hauptsatzes liefert) fordern Finalsätze
den voluntativen Konjunktiv (bes.
des Aorist), wobei zumeist die Verbnegation nî oder
ein Negativadverb oder -adjektiv wie angòme (niemand)
oder nerel (nichts) in Verbindung mit der Konjunktion hite
(daß, damit) verwendet wird. Zur einfachen Verneinung dient
die Konjunktion anite (damit nicht, daß nicht); sie
kann aber auch durch nerel etc. verstärkt werden (doppelte
Verneinung = verstärkte Verneinung!).
Aber auch in der erweiterten Verwendung zur Bezeichnung von Ziel
und Zweck stehen zur Einleitung die Konjunktionen hite
und anite, zum Teil aber auch der final-konsekutive
Infinitiv ohne Konjunktion. In dieser Verwendung kann
auch der potentiale Optativ
oder der abhängige Konjunktiv
nach Tempora der Vergangenheit stehen, anstatt des voluntativen
Konjunktivs.
Beispiele: gin, hite gâsset (Ich will, daß Du kommst); bin, nî gâsset (Ich fürchte, er kommt nicht); bin, hite angòme gâsset (Ich fürchte, daß niemand kommt); inebrûss sarêtu, hite vargan anddîmenan pranant (Er schickte Truppen, damit sie die belagerte Stadt befreiten).
ii) Konsekutivsätze:
Konsekutivsätze beschreiben die Folge, die sich aus der Handlung
des Hauptsatzes ergibt. Sie können im Indikativ, aber
auch in anderen Modi stehen (zum Beispiel bei erwarteten oder
für möglich gehaltenen Folgen). Sie werden durch anite,
hite, kote (womit, wodurch) oder itake (daher) eingeleitet.
Auch hier kann der final-konsekutive
Infinitiv verwendet werden.
Beispiele: ita straiya voit, hite menêyu ini demallo
(Es ist so kalt, daß ich im Haus bleiben werde); ita
hekin evoit ovi hevai anze, êt blêtenni (Er war
so glücklich wegen/ob seiner Rettung, daß er opfern
ging).
iii) Temporalsätze:
Temporale Nebensätze haben wir bereits bei den Partizipialkonstruktionen
angesprochen. In diesem Fall gibt eben das Partizip das Zeitverhältnis
des Nebensatzes an: Part. Präs. oder Aorist bei Gleichzeitigkeit,
Partizip Perfekt bei Vorzeitigkeit, Gerundivum
bei Nachzeitigkeit der Handlung im Nebensatz. Da das Gerundivum
mediale Funktion hat, kann eine aktive Verwendung nur dadurch
umschrieben werden, daß das Gerundivum in den Akkusativ
tritt; z.B.: elissa pûser sortevan atînasha rimena
(Er beschloß später zu versuchen den Fluß zu
überschreiten/das Überschreiten des Flusses zu versuchen).
In diesem Beispiel ist atînasha (Gen. von atînan)
vom Gerundivum abhängig.
Soll das temporale Verhältnis mit finitem Verb gebildet werden,
so wird der Nebensatz von yon (als, da), don (während),
prûn (bevor), essiyan (nachdem) oder pûser
(später) eingeleitet.
iv) Kausalsätze:
Kausalsätze bezeichnen die Ursache des im Hauptsatz dargestellten
Sachverhalts. Sie werden durch kai (da, weil) eingeleitet.
Beispiel: inebrûss sarêtu, kai varg ambisîta
(Er schickte Truppen, weil die Stadt belagert wurde).
v) Konditionalsätze:
Konditionale Nebensätze erläutern entweder die Bedingung,
unter der der im Hauptsatz bezeichnete Sachverhalt zutrifft, oder
sie bezeichnen eine hypothetische Voraussetzung für eine
im Hauptsatz gemachte Aussage (vom Typ wenn - dann).
Konditionalsätze werden durch san (wenn), anken
(wenn nicht), oder Umschreibungen mit Konjunktiv- oder Optativform
eingeleitet.
Ja nach dem Verhältnis der beschriebenen Bedingung zur Realität
sind verschiedene Typen zu unterscheiden, die sich durch die jeweilige
Verwendung des Verbmodus auszeichnen:
- "Realer" Fall: Die Voraussetzung wird als reine
Anahme hingestellt, ohne die subjektive Einstellung des Sprechers
genauer zu spezifizieren. Das Verb des Nebensatzes steht in einer
Form des Indikativs; in der Folgerung können auch
andere Modi oder modal verwendete Indikative stehen.
- "Eventueller" Fall: Die Verwirklichung der
Voraussetzung ist allenfalls zu erwarten. Das Verb steht im Konjunktiv
Präsens oder Aorist. In der Folgerung steht oft
das Futur.
- "Potentieller" Fall: Die im Nebensatz bezeichnete
Bedingung wird als subjektive Annahme hingestellt; das Verb steht
zumeist im potentialen Optativ;
es können jedoch durchaus auch modal gebrauchte Indikative
oder der prospektive Konjunktiv
verwendet werden (wenn das Eintreten der Bedingung für möglich
gehalten wird). Im Unterschied zum Prospektiv deutet der Optativ
an, daß die Erfüllung der Voraussetzung eher unwichtig
ist.
- "Irrealer" Fall: Die Voraussetzung wird als
unwirklich oder als unerfüllbar hingestellt. Das Verb steht
in einer indikativischen Form der Vergangenheit. Im Hauptsatz
steht entweder auch eine Form der Vergangenheit oder ein potentialer
Optativ.
Beispiele:
san gok vê, errè: Wenn Du das sagst ["real"],
irrst Du.
san eyan pîntan, dûyu eye dûtin: Wenn
ich ihn finden sollte ["eventuell"], werde ich ihm das
Geschenk geben.
an imbrausset sarêtu, varg praiyeta: Wenn er Truppen
geschickte hätte ["potential", prospektiv], könnte
die Stadt befreit werden.
san gok mege evêt, gâssyen: Wenn er es mir
sagen würde ["irreal"], käme ich [Gleichzeitigkeit].
san gok mege evèvat, gâssyen: Wenn er es mir
gesagt hätte [Irrealis der Vergangenheit], wäre ich
gekommen.
vi) Konzessivsätze:
Konzessiva beschreiben eine Bedingung oder einen Umstand, deren/dessen
erwartete Wirkung bzw. Folge nicht eintreten. Sie werden durch
akken (obwohl, obgleich) oder he (auch wenn) eingeleitet
und stehen im Indikativ oder Optativ. Sie können auch durch
adverbiale Partizipien eingeleitet
werden. Beispiele: gok nî yègnakant, tan sassame:
Obwohl ich es nicht einsehe, glaube ich es doch. Akken brêter
meya in sarêta egìt, pater nehêt: Obwohl
mein Bruder ins Heer wollte, erlaubte Vater es nicht [nehêt
= nî ehêt].
vii) Adversativsätze:
Adversative Nebensätze drücken einen Gegensatz zu dem
im Hauptsatz bezeichneten Geschehen aus. Der adversative Satzteil
wird dabei mit yon o (während [adversativum]) eingeleitet.
Beispiel: ailya maka vidra esi, yon o ailya sotter yotta esi:
Der eine Sohn ist geduldig, während der andere leicht erregbar
ist.