Der Krieg
I.
"Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik
Mit anderen Mitteln", so heißt es;
Aber ist der Krieg nicht nur
Eine andere Ausflucht
Vor der Ratlosigkeit des Menschen?
Eine weitere Lüge unter vielen?
Das Barbarische des Menschen
Kommt hierin zum Ausdruck:
Durch den Krieg entäußert sich
Die Lüge der menschlichen Vernunft
In einem vereinfachenden, ekstatischen Toben.
Und Krieg, wie jede Gewalt,
Ist Ausdruck der menschlichen Dummheit,
Die, ihre Schwäche leugnend, ihren Konflikt
Gegen die einfache Wahrheit einer scheinbar schwierigen
Und doch einfachen Alternative eintauschend,
Im Anderen den Schuldigen sucht, und so,
Indem sie die Auseinandersetzung mit sich selbst
Auf eine Auseinandersetzung mit anderen verlagert,
Vor der Auseinandersetzung mit dem Wesen ihrer selbst
Zurückscheuend, ihr Wesen doch nur bestätigt.
II.
Der Krieg tobt, dampfend, grollend,
Wie ein dunkler Moloch im Lande des Seins,
Während die Flüche und Schreie der Sterbenden
Untergehen im Aufwallen des barbarischen Urschreies.
Hell zuckt am Horizont das Leuchten der Geschütze,
Rot lodert die Fackel der menschlichen Wut
Eine Auflehnung gegen ehern scheinende Gesetze,
Die der Mensch selbst geprägt mit dem letzten,
Doch schon dem Untergang geweihten Flackern der Vernunft.
Hier wird der Mensch zum Tier, das brüllend
Sich auflehnt gegen schmiedeneiserne Ketten;
So oft gesagt dies Wort, und doch unverstanden
Ungefühlt, selten geahnt ist diese drohende Verdammnis.
Es wütet der Mensch im Krieg, im Schlachtengewühl,
Bis ganz ausgebracht die schreckliche Verderbenssaat
Zurückläßt nur zerfetzte, entmenschlichte Leichen,
Die überfallen, übergießen, verhüllen
Das "Feld der Ehre", das Feld der Schmach;
Still verweht, allein und vergessen
Bis endlich doch für wie lange? Schweigen einkehrt.