Gwendor
Die Religion Gwendors
Die Schöpfung der Welt, wie sie von Ranwor ap Ardwn, dem Diener des Großen Gottes überliefert wird:
Zu Anfang der Zeit war nur der allgegenwärtige Geist des großen Nichts. Und als der Geist erwachte, existierte nur der Geist und die Schwärze war überall.
Dann gab der Geist des Nichts, kraft seines Willens, sich selbst eine Form und erschuf somit Zeit und Raum. Und während der Geist seine Form erprobte, verging eine lange Zeit; dann schuf der Geist den Kessel der Schöpfung. Und aus dem Kessel entsprangen Sterne und Planeten und sie bildeten das Weltall.
Danach erweckte der Geist den Großen Gott, der am Grunde des Kessels lag und schlief; und er gab ihm einen Teil seiner selbst. Dann gab der Große Geist dem Guten Gott den Kessel der Schöpfung und er nannte den Gott Dagda und den Kessel nannte er Pairthen. Zuletzt drang der Große Geist in alles ein, was das Weltall erfüllte, und ermöglichte so das Leben.
Dagda lernte den Kessel zu nutzen und schuf die Götter, die großen und die kleinen, die starken und die schwachen. Zuerst erschuf er Fionn, den Gott des Lichts, Träger des Sonnensteines Tinglach; sodann seine Schwester Rhiannon, Göttin der Fruchtbarkeit, die den silbernen Kranz Awrgodd im Haar trägt. Desweiteren Wangyr, Gott der Schlacht, Träger des Speeres Birgha und Führer des Schwertes Fragrach; Radwnn, Gott der Barden, Träger der Gottesharfe und Arawn, den Gott des Todes, Träger des Schwarzsteins Duglach. Zuletzt schuf er die kleineren Götter.
Danach brachte der Gute Gott Dagda die Welt hervor, mit allem, was auf und unter der Erde wächst und was sich (dort) bewegt. Zuletzt aber schuf er den Menschen nach seinem Ebenbild und gab ihm die Freiheit die Götter anzunehmen oder abzulehnen und er gab ihm die Fähigkeit Gutes zu tun.
Und die Götter, seine Kinder, wachten über die Schöpfung [...]
[...] Doch nach langer Zeit kam der alte Gegenspieler des Großen Geistes und brach aus dem Nichts in Zeit und Raum ein, zu sehen was der Große Geist gemacht.
Und der Große Geist rief aus zu Dagda und seinen Kindern, sich vor dem Gegenspieler in Acht zu nehmen. Doch Dagda und seine Kinder hörten nicht, denn sie waren allzu sorglos und erfreuten sich der Eitelkeiten und Geschäfte der Menschen.
Und so kam es, daß der Geist von Haß und Unrecht in das Weltall von Zeit und Raum kam, das der Große Geist war, und einige Menschen sich Markon, des Geistes Widersacher, zuwandten. Und Markon erschuf die Schwarzen Götter, und mit ihnen kam die Magie in die Welt, worauf der Große Geist den Menschen den Glauben sandte. Und aus dem Glauben entstand gegenpolige Magie zu der von Markon, und die Menschen nutzten sie [...]
Wie aus diesem Schöpfungsbericht (entstanden um 241 n.A.) hervorgeht, gibt es im Glauben der Bewohner Gwendors sieben große und starke Götter, sowie eine unbestimmte Anzahl kleinerer Götter; und auf der anderen Seite die Schwarzen Götter. Die wichtigsten hiervon sind: Walgan, Gott des Verrats; Camissa, Göttin des Zerfalls; Nadwn, Gott des Mordes und der Schatten; Ludgyl, Gott der Lüge, und Pallaunn, Gott des "Todes aus der Nacht" (Raldawn) und Herr der Blutschmiede; insgesamt also sechs Schwarze Götter. Später wird Markon, der zuerst als direkter Gegenspieler zu Dagda und dem Großen Geist auftritt, immer mehr vernachlässigt, so daß es bald scheint, als haben sich die Schwarzen Götter selber erschaffen. Einige der Namen deuten auf außer-gwendorische Ursprünge dieser Götter.
Im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte wurden drei Götter immer wichtiger für die Gwendorer: Dagda, Fionn, Rhiannon und in geringerem Ausmaße auch Wangyr, Gott der Schlachten (später auch des gerechten Zorns). Denn etwa ab der Herrschaft König Caradog I. (488 - 523), dem Begründer der lange Zeit regierenden Gallwrischen Linie, wurden die Großen Orden gegründet: Die Nearach als Diener Dagdas, die Gliadra als Verehrer Fionns, sowie die Awrgodda, die Rhiannon anbeteten. Unter der Herrschaft König Struan I. (voller Name: Struan ap Berewn Gallwr, 523 - 61) wurde dann noch der Ceall an Wangyr von Nial, dem Schwurbruder des Königs, gegründet. Diese Bruderschaft verschrieb sich dem Dienst des Kriegsgottes, wurde aber im Laufe der Zeit zur Leib- und Palastgarde der Könige.
Mitglieder der drei religiösen Orden waren die Drowtans, sowie die Priesterinnen der Awrgodda. Oberhaupt des Nearach war der Erzdrowtan von Dun Gwen als Beichtvater des Königs; Oberhaupt des Gliadra-Ordens der Erzdrowtan von Llygwr; und Oberhaupt der Awrgodda ["Dienerinnen des silbernen Kranzes"] die Hohepriesterin des Rosentempels in Riamwrr. Oberhaupt des Ceall an Wangyr war jeweils der Schwurbruder des Königs.
Die ebenfalls bestehende Bruderschaft der Barden hatte kein einzelnes Oberhaupt, sondern wurde vielmehr vom Rat der Ältesten regiert.
Die vielen kleineren Gottheiten, die zumeist auf bestimmte Quellen und Flüsse, aber auch auf besonders alte Bäume bezogen wurden, hatten zumeist einfache Schreine, denen einzelne Druiden vorstanden, die nicht den beiden männlichen Orden angehörten. Diese Schicht war zumeist bei der bäuerlichen Bevölkerung sehr beliebt und hatte wenig mit der "offiziellen" Religion der Orden zu tun, auch wenn sich beide Seiten keineswegs feindlich gegenüberstanden.