III.2. Lautliche Entwicklung des Südelfischen
III.2.1. Betonung
Wie bereits erwähnt, blieb im Südelfischen die Betonung des Eleiar erhalten. Das hieß aber auch, daß die Lautung der betonten Vokale großteils unverändert blieb; dafür wurden die Auslautvokale zunächst abgeschwächt und entfielen später ganz; z.B.: el. a geora Þ *geare Þ sel. gér (Horn, m.); georó Þ *gearu Þ gér.
III.2.2. Vokale
Durch die gleichbleibende Betonung kam es in den unbetonten Mittelsilben
zu einem teilweisen Abschleifen der Vokale und zum Ausfall der
Auslautvokale. Allerdings blieben gestützte Vokale (in Auslautsilben
der Struktur -VC) erhalten, wenn auch meist in abgeschwächter
Form. Daher sei auch hier eine Aufteilung in a) betonte, b) unbetonte
und c) auslautende Vokale eingehalten.
1.) Betonte Vokale
Betonte Monophtonge blieben im Allgemeinen erhalten, wenn es auch
zu einem Einfluß folgender Silben kam. Da Vokale in Präfixen
ähnlich wie betonte Vokale reagierten, seien sie hier mit
aufgeführt.
MONOPHTONGE
a
zeigte meist keine Veränderung; z.B.: el. bardwav Þ sel. barduv; iarlame Þ iarlem (Falke, m.)
1. vor den bilabialen Konsonanten [b, m] und [p] sowie vor unmittelbar folgendem [w] wurde es zu [o] gerundet; z.B.: a lamathe Þ lomath (Auge).
2. blieb auch in Enklitika und Präfixen unverändert; z.B.: Artikel a bzw. ar, ac (für)
a:
blieb in betonten Silben erhalten; z.B.: árdal Þ árdyl (stolz, erhaben)
e
blieb außer vor r + C, [l], [i] oder [j] der Folgesilbe erhalten; z.B.: begwe Þ begu (Kobold); dengo Þ deng (einfühlsam)
1. vor r + C wurde [e] zu [ea] gebrochen; z.B.: a cerme Þ cearm (Täter,m.); erdal Þ eardyl (pflegend,sorgsam)
2. vor [l] wurde [e] zu [y] gerundet; z.B.: celaddan Þ cyladd (feiern); celdón Þ cyldun (Freude, f.).
3. vor [i] und [j] der Folgesilbe wurde [e] zu [i] gehoben; z.B.: Eleiar Þ Eliar; celio Þ cilia (Fest, Feier, f.), leios Þ lias (Sonne, m.).
4. in der Stellung vor betonten Vokalen blieb [e] unverändert; z.B.: Eliar; ebilis Þ ebylis (Beginn, Anfang, m.).
e:
blieb unverändert; z.B.: délas (Schreibfeder, m.); éscal Þ éscyl (atmend)
i
zeigte zumeist ebenfalls keine Veränderung; z.B.: dricas (Bohrer, m.); finta Þ fint (weiß)
1. vor [l] wurde [i] wie [e] zu [y] gerundet; z.B.: ilme Þ yln (Anführer, m.)
i:
zeigte keine Veränderung; z.B.: rílda Þ ríld (klingend, tönend)
o
zeigte meist ebenfalls keine Veränderungen, z.B.: grodach (Gewalt, m.)
1. wurde vor [l] und [w] der Folgesilbe zu [u] gehoben; z.B.: golve Þ gulv (Tor, m.); ioswaddan Þ iusudd (blühen).
2. in Präfixen wurde [o] zu [a]; z.B.: rolamamny Þ ralomenn (ich werde gesehen).
o:
zeigte keine Veränderung; z.B.: o dólba Þ dólb (Wurzel, f.); o drócon Þ drócan (Kürze, f.)
u
blieb außer vor [i], [j] der Folgesilbe unverändert; z.B.: a drulme Þ druln (Bach, m.); gurdal Þ gurdyl (erschreckend)
1. vor [i], [j] der Folgesilbe wurde [u] zu [i] entrundet; z.B.: a turil Þ tiryl (Eisen,m.); clutiaddan Þ clitidd (sammeln).
u:
blieb unverändert; z.B.: húcal Þ úcyl (ihrerseits)
y
wurde zu [e]; z.B.: a cytach Þ cetach (Sand).
DIPHTONGE
ai
wurde wie im Westelfischen zu [æ]; z.B. aifal Þ aefyl (jung); o baidach Þ baedach (Reh, f.)
au
wurde über die Zwischenstufe [ao] zu [o:] gelängt; z.B.: a gausath Þ gósath (Fremder,m.); haunal Þ ónal (weinend, klagend).
ei
Þ [e:]; z.B.: a beindis Þ béndis (Wissen, Erkenntnis); ceinal Þ cényl (kämpfend)
eo
wurde ebenfalls zu é; z.B.: a geora Þ gér (Horn,m.); ieonaddan Þ iénadd (schmecken).
1. vor [l] blieb [eo] jedoch erhalten; z.B.: eoldeth (Späher, m.)
ia
wurde über die Zwischenstufe [ie] zu [i:] gelängt; z.B.: a siadd Þ sídd (Volk, m.); cial Þ cíl (schlagend).
io
wurde zu [ia] abgeschwächt; z.B.: a ghion Þ hian (Teilung, m.).
oi
wurde bereits früh zu [u:]; z.B.: a scoim Þ scúm (Hügel, m.).
2.) Vokale in Binnensilben
Vokale in Binnensilben wurden generell abgeschwächt.
a
wurde normalerweise zu [e]; z.B.: iarlem (Falke, m.); ar ainar Þ aener (Vertrauen, m.); dricada Þ driced (stechend)
1. vor [l] wurde [e] weiter zu [y] gerundet; z.B.: aifal Þ aefyl (jung); gurdal Þ gurdyl (erschreckend)
2. vor Frikativen blieb [a] dagegen unverändert; z.B.: grodach (Macht, Gewalt, m.); dricas (Bohrer, m.)
3. nach Halbvokalen entfiel das [e] und die Halbvokale wurden vokalisch; z.B.: a bardwav Þ *bardwev Þ barduv; clutiaddan Þ *clutiedden Þ clutidd (sammeln).
e
blieb normalerweise erhalten; z.B.: eoldeth (Späher, m.).
1. vor [l] wurde[e] zu [y] gerundet wie in aefyl.
i
blieb ebenfalls unverändert; z.B.: béndis (Wissen, m.); gurdim (Schrecken,m.).
1. wurde ebenfalls vor [l] gerundet; z.B.: turil Þ tiryl (Eisen, Metall,m.)
o
wurde zu [a]; z.B.. drócon Þ drócan (Kürze, f.); leios Þ lias (Sonne, m.)
1. vor [l] unterblieb dieser Wandel; z.B. celol Þ cylol (festlich, feierlich).
u
hier gilt das gleiche wie für [o]; z.B.: a faluch Þ folach (Steingras, m.); dónulfe Þ dónulf (Aussatz, m.).
Lange Vokale wurden gekürzt, waren jedoch eher selten:
a:
Þ [a]; z.B.: a theolán (Bär, m.) Þ thélan.
e:, i:
Þ [i]; z.B.: dénmígh Þ dénni (träumerisch, verträumt)
o:, u:
Þ [u]; z.B.: o ceilón Þ célun (Schönheit,f.)
Diphtonge wurden, soweit vorhanden, ebenfalls gekürzt:
ai, oi
Þ i; z.B.: ar iswais Þ isois (Treffer, m.)
au
Þ u; z.B.: o bornauth Þ bornuth (Reife,f.).
ia, io
Þ i, ia; z.B.: o nucision Þ nucesian (Streitbarkeit, f.).
ua
Þ u; z.B.: anuan? Þ anun? (wo?).
3.) Vokale im Auslaut
Vokale im Auslaut wurden reduziert und kurze Vokale entfielen
schließlich. Lange Vokale wurden gekürzt und entfielen
durch Analogie. In grammatischen Worten blieben gekürzte
Vokale häufig erhalten; dabei galt: á Þ a; é,
í Þ i; ó, ú Þ u.Beispiele: anú? Þ anu? (wem?);
*aché(n) Þ achi (dort). Nach Halbvokalen blieben auch
kurze Vokale teilweise erhalten; z.B.: celio Þ cilia
(Fest, Feier, f.)
III.2.3. Halbvokale
ANLAUTEND
Im Anlaut vor [a, e, i] blieb [w] erhalten, fiel jedoch vor [o]
und [u] mit [wo, wu] Þ [u]; z.B.: a wargil Þ wargyl (Dämon,
m.); a worto Þ urt (Dickicht, m.).
Ähnlich blieb [j] vor [a,o,u] und ging vor [e, i] verloren,
mit [je, ji] Þ [i]; z.B.: a iurme Þ iurn (Sturm, m.); o iesalon Þ isylan (Bitternis,
f.).
POSTKONSONANTISCH
Durch die Abschwächung der Vokale in Binnensilben gingen
[j] und [w] postkonsonantisch häufig Verbindungen mit den
Folgevokalen ein und gingen dadurch verloren; z.B.: clutiaddan
Þ
*clutieddan Þ clutidd (sammeln); a bardwav Þ *bardwev
Þ
barduv (Gesang).
Ansonsten galt:
j
ging mit gewissen Konsonanten eine Verbindung ein: -ci, gi- Þ -j-; z.B.: a nucio Þ *niia Þ nia (Unheil, m.; aber: nuciaddan Þ nicidd, sich streiten); o begio Þ *biia Þ bia (Täuschung, f.; aber: bigidd, täuschen).
wurde zusammen mit abgeschwächten Vokalen zu [i]; z.B.: clutidd (sich streiten).
vor [o, u] blieb [j] postkonsonantisch erhalten; z.B.: a ddinio Þ ddinia (Wind,m.); o huliutha Þ iliath (Maus,f.).
w
ging postkonsonantisch eine Verbindung mit [o,u] zu [o,u] ein, noch bevor die Vokale abgeschwächt wurden; z.B.: a cerwos Þ cearos (Talg, Fett, m.).
wurde zusammen mit den Abschwächungen von [a, e] zu [u]; z.B.: barduv. Teilweise bildete es auch neue Diphtonge mit den Folgevokalen; z.B.: ar iswais Þ isois (Treffer,m.).
bildete mit [g] eine Verbindung, die sich zu [v] weiterentwickelte; z.B.: théghwal Þ thévyl (verschwindend, gering).
INTERVOKALISCH
j
entfiel zwischen gleichen Vokalen mit Vokalkontraktion und ging nach Umlautung von [e, u] verloren; z.B.: Eleiar Þ *Eliiar Þ Eliar, a leios Þ lias (Sonne,m.).
w
blieb intervokalisch meistens erhalten; z.B.: a thawin Þ thowin (wild).
entfiel zwischen gleichen Vokalen (vor Änderung der Qualität) mit Vokalkontraktion; z.B.: o ddrewe Þ *ddre Þ ddrel (Maus, f.; es könnte allerdings auch sein, daß die südelfische Form auf eine Variante o ddrela zurückging).
III.2.3. Konsonanten
Die Konsonanten blieben aufgrund der Beibehaltung des Akzents
meistens unverändert; allerdings setzen sich die Tendenzen
des Elfischen (Schwund von [g] und Wandel von [z]
zu [r]) auch im Südelfischen fort.
PLOSIVE
p
o páralon Þ párylan (Geschicklichkeit, f.)
b
beindis Þ béndis
t
a turil Þ tiryl (Eisen, m.)
d
a dólus Þ dólas (Stamm, Wurzel, m.); erdel Þ eardyl (pflegend)
k
celda Þ cyld (fröhlich)
1. wurde gemeinsam mit [j] zu [j]; z.B.: a nucio Þ nia (Unheil, m.)
g
a ginthe Þ ginth (Denken, m.)
1. wurde gemeinsam mit [j] zu [j]; s.o.
FRIKATIVE
þ
thurda Þ thurd (wütend)
ð
o ddreon Þ ddrén (Suche, f.)
s
a siadd Þ sídd (Volk, Stamm,m.)
z
wurde inlautend zu [r] und schwand im Anlaut; z.B.: zido Þ id (sieben); gazal Þ garyl (glänzend)
c
a gulchudd Þ gulchadd (Wolf, m.)
g
wurde im Anlaut zu [h] und entfiel intervokalisch; z.B.: a ghuswas Þ husus (Getränk, m.); a ceighim Þ *ceim Þ cém (Keuchen, Husten, m.).
1. ging mit [w] eine Verbindung ein, die sich zu [v] weiterentwickelte; z.B.: théghwal Þ thévyl (verschwindend, gering).
h
entfiel in allen Positionen; z.B.: o harma Þ arm; on aldahar Þ oldar (Flöte, f.).
NASALE
Hier gibt es bis auf folgende Ausnahmen keine Veränderungen; nach [l] wurde [m] zu [n]; z.B.: ar ilme Þ yln (Anführer, m.).
LIQUIDA
Auch hier gab es keine Veränderungen; z.B.: a rílim Þ rílim (Ton,Klang, m.).